21.06.2016, 3900 Zeichen
Die Wahrscheinlichkeit für einen Austritt Großbritanniens und eine damit verbundene Finanzkrise ist gesunken und das sorgt für Erleichterung an den Märkten. Es ist derzeit das zu beobachten, was Finanzexperten gerne kurz als „Risiko-Rallye“ bezeichnen. Kurz gesagt: Alle Geldanlagen, die zwar mit mehr Risiko verbunden sind, aber auch mehr Rendite bringen, waren gesucht: Die globalen Aktienmärkte legten kräftig zu, auch das Pfund, Rohöl und die Anleihen von Eurokrisen-Ländern wie Spanien verzeichneten ein deutliches Plus. Kursrückgänge gab es dagegen bei deutschen Bundesanleihen und bei Gold .
Risiko einer Rezession in Europa
Tatsächlich geht es nicht nur um den Brexit, es geht auch darum, ob die Eurozone wieder in eine Rezession rutscht, wenn die Briten aus der EU austreten. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist relativ hoch. Nicht weil der Handel mit Großbritannien unmittelbar einbrechen würde, sondern weil die Unsicherheit viele Unternehmen und Verbraucher in Schockstarre versetzen würde. Das könnte ausreichen, um den fragilen Aufschwung abzuwürgen. Wie fragil der Aufschwung in Europa ist, werden vermutlich die Einkaufsmanagerindizes für Juni am Donnerstag zeigen. Es ist mit leichten Rückgängen zu rechnen. Ebenfalls beeinflusst von den Brexit-Diskussionen dürfte der ifo-Geschäftsklimaindex sein, der am Freitag veröffentlicht wird. Zwar rechnen die Volkswirte nach dem Anstieg seit Februar mit einem Rückgang gegenüber dem Vormonat, aber aus unserer Sicht ist auch eine positive Überraschung möglich.
Das Ausbleiben des Brexit reicht nicht aus
Sollte der Brexit tatsächlich nicht kommen, dann wird die Erleichterung an den Märkten vermutlich nicht lange währen. Schnell werden wieder die anderen zahlreichen Probleme in den Blickpunkt rücken, wie z.B. die Konjunktursorgen, die Überschuldung in China und die zu erwartende Zinserhöhung in den USA. Hedge Fonds und andere Spekulanten, die z.B. mit Shorts auf das Britische Pfund von der zunehmenden Verunsicherung wegen des Brexit profitieren wollten, bauen bereits jetzt – vor der Wahl – wieder ihre Positionen zurück, bzw. nehmen Gewinne mit. Nach der Wahl erfolgen neue Positionierungen. Und ob sich die Anleger wieder auf Aktien, speziell auf DAX -Aktien stürzen, ist nicht sicher. Das Ausbleiben des Brexit allein reicht als Grund dafür nicht aus. Es müssen gute Zahlen von der Konjunktur dazu gekommen.
DAX: Das sagt die Charttechnik
Der DAX stürzte zuerst unter 9.500 Punkte, nur um die Kursverluste in den letzten Tagen noch schneller wieder wettzumachen. Natürlich hängt der weitere Kursverlauf von den Briten ab. Aber was kann uns die Charttechnik sagen? Positiv ist die Bestätigung der wichtigen Unterstützungszone bei 9.500 Punkten. Seit März hat diese Marke nun dem dritten Angriff standgehalten. Nach oben ist aber noch nichts gewonnen: Der ehemalige kurzfristige Aufwärtstrend, die 38- sowie die 200-Tagelinie und nicht zuletzt die Marke von 10.000 Punkten bilden eine starke Widerstandszone im Bereich zwischen 10.000 und 10.100 Punkten.
Fazit
Natürlich darf jeder auf Umfragen hin auf ein Wahlergebnis spekulieren. Aber dann können Sie ebenso gut ins Casino gehen. Denn Umfragen sind das eine, Wahlen das andere. Wer jetzt darauf setzt, dass der Brexit nicht kommt, sollte sich des hohen Risikos bewusst sein. Charttechnisch gesehen bleibt der DAX trotz der Rallye der letzten beiden Tage im Niemandsland. Erst ein Anstieg über die Widerstandszone zwischen 10.000 und 10.100 Punkten könnte eine neue Aufwärtstendenz einleiten.
Erfolgreiche Investments,
Ihr Stefan Böhm
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DAX - Hartnäckiger Widerstand bei 9.550 Punkten (Deutsche Bank Morning Daily) (Charttechnik)
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