24.04.2024,
4499 Zeichen
Wien (OTS) - Der kürzlich vorgestellte integrierte österreichische
Netzinfrastrukturplan (NIP) soll eine bessere Koordinierung des
Netzausbaus mit dem Ausbau von Erneuerbaren, Netzen und Speichern
ermöglichen – und so die Versorgungssicherheit langfristig
gewährleisten. „Das ist ein wichtiger Schritt, den wir mehrfach
gefordert haben. Es gibt nun erstmals ein Dokument, in dem der
Versuch unternommen wird, den Umbau des Energiesystems ganzheitlich
zu betrachten“, sagt Barbara Schmidt, Generalsekretärin von
Oesterreichs Energie, der Interessenvertretung von Österreichs
E-Wirtschaft. Problematisch sieht die Branche die hohen Ausbauziele,
mit denen im Bereich PV gearbeitet wird. „Wir brauchen hier einen
pragmatischeren Zugang, der nicht nur auf dem Papier Chance auf
Realisierung hat“, so Schmidt.
Der NIP soll in den kommenden Jahrzehnten einen effizienten und
gleichzeitig resilienten Weg zu einem erneuerbaren Energiesystem
vorzeichnen. Dabei muss der Ausbau der Erneuerbaren ebenso
berücksichtigt werden, wie der dafür erforderliche Zubau im Bereich
der Netze und Speicher oder die gesicherten thermischen Kapazitäten,
die dafür benötigt werden. „Die E-Wirtschaft begrüßt, dass viele
dieser, aus Sicht der Branche wesentlichen Anliegen, im nun
veröffentlichen Dokument Beachtung gefunden haben“, sagt Schmidt.
E-Wirtschaft fordert weitere Optimierungen
Im Hinblick auf die im NIP verwendeten Ausbauszenarien brauche es
aus Sicht der Branche aber noch weitere Optimierungen, um den enormen
Erzeugungsausbau bestmöglich in das System zu integrieren. „Der
vorgeschlagene explosionsartige Ausbau in den Bereichen PV- und Wind
ist ohne einen koordinierten Ausbau der Netze und Speicher in der
verbleibenden Zeit kaum realisierbar – und volkswirtschaftlich auch
wenig sinnvoll. Der ausgeprägte Fokus auf Sonnenenergie würde im
Sommer zu einem massiven Stromüberschuss führen, im Winter bräuchten
wir aber weiterhin viel thermische Leistung, um den Strombedarf zu
decken“, so Schmidt: „Ideal wäre aus unserer Sicht eine stärkere
Verlagerung des Ausbaus hin zur Windenergie. Am Ende soll das System
nicht nur sicher und sauber, sondern auch leistbar sein.“
Oesterreichs Energie plädiert in diesem Zusammenhang für eine enge
Synchronisierung von Netz- und Speicherprojekten mit dem
Erneuerbaren-Ausbau.
Das AIT Austrian Institute of Technology hat errechnet, dass der
NIP in seiner aktuellen Form im Bereich der Verteilernetze zu
deutlichen Kostensteigerungen führen würde. „Wir gehen davon aus,
dass für die Erreichung dieser Ziele bis 2030 rund 24 Mrd. Euro in
die Verteilernetze investiert werden müssten, bis 2040 wären es rund
44 Mrd. Euro“, erklärt Helfried Brunner, Studienautor und Senior
Research Engineer am AIT Center for Energy: „Bis 2030 sind das 14,3
Mrd. Euro mehr als ohnehin für den Erhalt der Netze erforderlich ist.
Bis 2040 betragen die voraussichtlichen Zusatzinvestitionen 24,7 Mrd.
Euro.“ Zusätzlich müssen weitere neun Mrd. Euro in die
Übertragungsnetzte investiert werden.
125.000 neue Zählpunkte im letzten Jahr
Davon unabhängig schreitet der Ausbau der Verteilernetze in
Österreich mit großen Schritten voran. „Allein im Vorjahr haben die
österreichischen Netzbetreiber rund 125.000 neue Zählpunkte errichtet
– das ist eine Steigerung von über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr“,
erklärt Franz Strempfl, Sprecher des Bereichs Netze bei Oesterreichs
Energie. Die installierte PV-Leistung mit Netzanschluss konnte im
selben Zeitraum um 1.800 Megawatt gesteigert werden. Insgesamt
konnten so erstmals mehr als zwei Terawattstunden Strom aus
Sonnenenergie erzeugt werden. „Diese Zahlen zeigen, dass es uns
gelungen ist, die Kapazität unserer Netze im vergangenen Jahr trotz
schwieriger Bedingungen deutlich zu steigern“, so Strempfl. „In den
kommenden Jahren wird uns der Ausbau der Verteilernetze aber noch vor
deutlich größere Herausforderungen stellen: In vielen Bereichen fehlt
uns das entsprechende Personal und wir haben weiterhin mit
komplizierten Genehmigungsverfahren und langen Lieferzeiten bei
unseren Betriebsmitteln zu kämpfen.“
Die vollständige Studie finden Sie online unter:
[
https://oesterreichsenergie.at/publikationen/ueberblick/detai...
aktualisierung-der-netzberechnungen-der-studie-volkswirtschaftlicher-
wert-der-stromverteilernetze-auf-dem-weg-zur-klimaneutralitaet-in-oes
terreich]
(
https://oesterreichsenergie.at/publikationen/ueberblick/detai...
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